Im Stadtrat wird gerade über die Erschaffung einer gemeinsamen Innenstadtwache von Polizei und Stadtordnungsdienst (Polizeibehörde) gesprochen. Ziel soll es sein, die Sicherheit in der Chemnitzer Innenstadt zu verbessern.

Im Grunde ist dies kein schlechter Vorschlag, aber er bekämpft eben nur Symptome, keine Ursachen. Ähnlich wie die Kameraüberwachung im Innenstadtbereich.

Natürlich: die Arbeit an den Symptomen ist aber ebenso wichtig, da man bereits stattgefundene Entwicklungen nicht ignorieren kann, wenn man zukünftige Entwicklungen in Angriff nehmen möchte. Doch wer langfristig eine Lösungen möchte, muss die Ursachen angehen.

Dazu muss gefragt werden: welche Ursachen gibt es eigentlich und welche Probleme müssen gelöst werden um diese Ursachen zu verhindern??

𝐃𝐢𝐞 𝐇𝐞𝐫𝐚𝐮𝐬𝐟𝐨𝐫𝐝𝐞𝐫𝐮𝐧𝐠𝐞𝐧:

Die Herausforderungen sind ähnlich wie in anderen Städten mit vergleichbarer Größe. Egal ob Magdeburg, Augsburg, Krefeld oder Rostock, wenn man mit etwa einer viertel Millionen Einwohner umgeht, kommt es zu gewissen Kriminalitätsmerkmalen.

Dazu gehörten typische städtische Herausforderungen wie Diebstahl, Sachbeschädigung, Körperverletzung, Betrug oder Drogenkriminalität. Dinge die man fast täglich in Städten der Größe von Chemnitz beobachten kann. Und gelegentlich auch schwerere Delikte wie Raub, Waffengewalt oder Sexualstraftaten.

Die Ursachen sind häufig vielfältig und können nicht 1:1 verglichen werden. Aber die Lösungsansätze, Erfolge im Kampf gegen die Kriminalität und deren Auswirkungen kann man analysieren und sehen, welche davon bei uns stattfinden und welche wir unter Umständen in Betracht ziehen sollten.

𝐀𝐥𝐬𝐨, 𝐰𝐚𝐬 𝐦𝐚𝐜𝐡𝐞𝐧 𝐚𝐧𝐝𝐞𝐫𝐞 𝐒𝐭ä𝐝𝐭𝐞 𝐮𝐦 𝐝𝐞𝐦 𝐏𝐫𝐨𝐛𝐥𝐞𝐦 𝐠𝐞𝐫𝐞𝐜𝐡𝐭 𝐳𝐮 𝐰𝐞𝐫𝐝𝐞𝐧?

𝐁𝐞𝐫𝐥𝐢𝐧-𝐍𝐞𝐮𝐤ö𝐥𝐥𝐧: Der Bezirk Neukölln in Berlin galt lange Zeit als Problemviertel mit erhöhter Jugendkriminalität. Die Stadt hat verstärkt in Bildungsprojekte und soziale Angebote investiert, um die Situation zu verbessern. Mehr dazu unter:

https://www.berlin.de/…/angebote…/artikel.1060749.php

𝐄𝐬𝐬𝐞𝐧-𝐀𝐥𝐭𝐞𝐧𝐞𝐬𝐬𝐞𝐧: Der Stadtteil Altenessen in Essen hatte in der Vergangenheit mit sozialen Herausforderungen zu kämpfen. Durch gezielte Stadtentwicklungsmaßnahmen, Bildungsprojekte und die Förderung der Integration konnte die Situation verbessert werden. Mehr dazu unter:

https://initiative-ergreifen.de/…/kd-11-13-zentrum…/

𝐃𝐨𝐫𝐭𝐦𝐮𝐧𝐝-𝐍𝐨𝐫𝐝𝐬𝐭𝐚𝐝𝐭: Die Nordstadt in Dortmund galt lange Zeit als problematischer Stadtteil. Hier wurden verschiedene Maßnahmen umgesetzt, um die Lebensbedingungen zu verbessern, darunter die Förderung von Bildungseinrichtungen und die Stärkung der lokalen Gemeinschaft. Mehr dazu unter:

https://www.stadtteilarbeit.de/…/konfliktvermittlung…

𝐇𝐚𝐦𝐛𝐮𝐫𝐠-𝐖𝐢𝐥𝐡𝐞𝐥𝐦𝐬𝐛𝐮𝐫𝐠: Wilhelmsburg war lange Zeit ein sozial benachteiligter Stadtteil in Hamburg. Durch umfangreiche Stadtentwicklungsprojekte, die Förderung von Bildungsangeboten und die Stärkung der sozialen Infrastruktur konnte die Situation verbessert werden. Mehr dazu:

https://www.buergergesellschaft.de/…/wie-ein-schwacher…

𝐃𝐮𝐢𝐬𝐛𝐮𝐫𝐠: Ein Beispiel für eine deutsche Stadt, die in der Vergangenheit mit Problemen von Jugendkriminalität und Gewalt zu kämpfen hatte, ist Duisburg. Insbesondere der Stadtteil Marxloh galt lange Zeit als Problemviertel.

In den letzten Jahren hat Duisburg verstärkt Maßnahmen ergriffen, um die Situation zu verbessern. Diese Maßnahmen umfassen unter anderem:

* Soziale Projekte und Freizeitangebote: Die Stadt hat verstärkt in Projekte investiert, die Jugendlichen sinnvolle Freizeitgestaltung und Bildungsmöglichkeiten bieten.

* Stärkung der Bildungseinrichtungen: Die Förderung von Bildung und die Unterstützung von Schulen in benachteiligten Stadtteilen stehen im Fokus, um die Chancen der Jugendlichen zu verbessern.

* Integration und kulturelle Sensibilität: Es wurden Programme entwickelt, die die Integration von Menschen mit Migrationshintergrund fördern und auf die spezifischen Bedürfnisse der verschiedenen Bevölkerungsgruppen eingehen.

* Stadtentwicklung und Infrastruktur: Investitionen in die Stadtentwicklung und die Verbesserung der Lebensbedingungen in benachteiligten Stadtteilen sind ein wichtiger Bestandteil der Bemühungen.

Die Kriminalität in der Stadt Duisburg sind seit 5 Jahren rückläufig. In Chemnitz übrigens auch. Aber das heißt nicht, dass wir uns ausruhen sollten.

𝐅𝐚𝐳𝐢𝐭:

Die verstärkte Präsenz von Polizei und Sicherheitskräften in problematischen Gebieten wie unserer Innenstadt, sowie die Zusammenarbeit mit der Polizei sind Teil der Maßnahmen. Können aber nicht alles sein.

Ein echtes Konzept mit Präventionsangeboten und Jugendarbeit muss her, welches im Zusammenspiel mit Innenstadtbelebung, Händlern und Händlerinnen, Streetworkern, sowie den in der Innenstadt lebenden Familien auf friedliches Miteinander abzielt.

Auch die Handlungsfähigkeit der Strafverfolgungsbehörden darf sich nicht auf Abschreckung beschränken. Vielmehr ist eine Konzeption im Zusammenspiel mit Psychologen, kulturellen Vertretern und Pädagogen gefragt, welche die Ansprache, den Umgang und langfristige Kommunikation in den Mittelpunkt setzt.

Sehr gern können wir uns da von anderen Städten inspirieren lassen. Man muss nicht jedes Rad neu erfinden. Es reicht, wenn man erfolgreiche Konzepte auch bei uns ansetzt.