Immer wenn ich Egmont traf, fragte ich ihn: „Wie geht es dir?“ Und stets kam seine Antwort unverändert: „Am liebsten gut.“ Jedes Mal brachte mich das zum Schmunzeln, denn seine Erwiderung barg sowohl Wahrheit als auch einen Hauch von subtilem Humor.
In den letzten 3 Jahren trafen wir uns immer häufiger, mindestens einmal monatlich bei den Zusammenkünften des Freundeskreises 2025. Egmont war ein Liebhaber der Kultur. Nein, er war die Kultur, er durchdrang sie mit seinem Verständnis. Es ist bedauerlich, dass er das Kulturhauptstadtjahr nun nicht mehr miterleben darf.
Mit ihm zu sprechen, bedeutete oft, den eigenen Horizont zu erweitern, ja, sogar zu verändern. Seine Perspektiven waren nie wirklich kontrovers, aber oft merkte man, dass seine Denkweise in den bisherigen Überlegungen gefehlt hatte. Streiten, ohne anzugreifen war seine große Kunst.
Diese Gelegenheiten habe ich gerne genutzt. Immer war ich (Situationsbedingt) eine Stunde vor den Anderen da und hatte so oft die Möglichkeit, Egmont allein oder fast allein anzutreffen. Er hätte nie ein gutes Gespräch abgelehnt. Egal wie voll sein Terminkalender war, wenn sich die Gelegenheit zum Austausch bot, war er stets bereit, einen Stuhl zu nehmen, ihn an den sonnigsten Platz zu stellen und mit tiefem Interesse zuzuhören, zu widersprechen oder einzufangen.
Ich erinnere mich an ein Gespräch vor einigen Jahren, das meinen gesamten Blickwinkel auf meine Weltanschauung veränderte. Es ging um den Abriss einiger Gründerzeitgebäude. Ich empörte mich darüber, doch Egmont zuckte nur mit einer abwinkenden Hand und lächelte sanft.
„Weißt du, ich trauere nicht der Vergangenheit nach. Wenn irgendwo etwas verfällt, entsteht Raum für Neues. Und wir sollten uns davor hüten, diese Räume einfach wiederherzustellen, wie sie einmal waren. Lasst die Menschen kreativ sein und Neues schaffen. Ansonsten wiederholen wir uns nur, und das ist langweilig.“
So ist es auch, dass ich nach der Nachricht von seinem Tod zwar traurig, aber gleichzeitig auch dankbar bin. Dankbar dafür, dass ich ihn erleben durfte, ihm zuhören konnte, dass er seine Gedankenwelt mit mir teilte und wir gemeinsam oft und herzlich lachen konnten.
Egmont Elschner, danke für dein Wirken und Schaffen. Die Welt benötigt mehr Menschen wie dich, es würde ihr guttun. Morgen werde ich einen Energydrink auf dich trinken. Oder besser gesagt, mit dir. Ich freue mich, dich einen Freund genannt haben zu dürfen.
Egmont Elschner, 1947-2023.